ZURUECK

Inselhin - Teil 1

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Henrigg stand am Bug, die Arme auf die Bruestung gestuetzt, den Blick in die truebe, verwaschene Grenze zwischen dem Westmeer und dem Himmel gebohrt. Die See, die ihn in alle Richtungen umgab, war ruhig, aber sie erschien ihm wie eine zornige, eingeschnappte Geliebte. Zwei Wochen hatten sie gegen den staendigen Westwind angerudern muessen. Sein Schiff, die Meerschwalbe, hatte sich zwei Wochen lang zaeh durch immer neue Wellen gebissen. Zwei Wochen lang war Henrigg jeden Morgen an den Bug getreten, um schweigend in die Brise zu starren.

Eigentlich war die Flaute alles, worauf er zu hoffen wagte, denn niemals im Endland blies der Wind von Ost. Denn im Osten, dort, wo das Land brannte und qualvoll vom Feuer verzehrt wurd, wirbelte die heisse Luft in den Himmel wie befreite Seelen, endlich erloest von der Pein des Lebens. Die Himmel des Westens stroemten nach, begierig, ihren rauchgeschwaerzten Bruedern zu folgen, Tag fuer Tag, unaufhoerlich. Daher der Wind. Immer aus dem Westen, mal staerker, wild, ungeduldig, mal schwach und flattrig, sich muehevoll voranschleppend. Und manchmal, manchmal blieb er stehen.

Aber der Kapitaen und Eigner der Meerschwalbe mochte diese Flaute nicht, so sehr sich auch seine Rudersklaven darueber freuen mochten. Aber der Seher von Graukliff verzog missmutig das Gesicht, und die Gefuehle, die von unten auf ihn einschwemmten, zeigten ihm klar, dass ihnen die Flaute gleichgueltig war, Sie bemerkten sie nicht einmal. Sie spuerten nur die Ketten, und ihren Hass auf die Ketten. Aber sie ruderten.

Henrigg laechelte: sie wussten, dass seine zwei Soehne mit Peitschen zwischen den Reihen auf- und abgingen, wenn sie nachliessen.



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